Warum ich alles gekündigt habe und jetzt neu anfange

In den letzten Wochen hatte ich drei Wochen Urlaub. Wieder an einem See – wie letztes Jahr. Das ist einfach total meins: Natur, Ruhe, Wasser, Himmel mit Wolken drüber. Da fühle ich mich wohl. Da komme ich wieder ein Stück mehr bei mir an.

Aber diesmal hatte diese Ruhe auch eine Schattenseite. Vor dem Urlaub hatte ich meinen Retreat angeboten. Es gab Interessenten – aber am Ende keine Buchung. Das war wieder so ein Dämpfer. Weil ich ja immer mal wieder ein Angebot hatte, das nie so richtig ankam. Und überhaupt: Auch das ganze Wachstum lief nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Newsletterliste wuchs nicht. Kaum Traffic auf der Website. Das hat mich ziemlich desillusioniert.

Im Urlaub hab ich dann viel nachgedacht und eine harte Entscheidung getroffen: Ich gebe meine Selbstständigkeit auf. Ich hab alles gekündigt – Website, Google Business Suite, alles. Weil ich es mir schlicht nicht mehr leisten konnte. Weil kein Geld reinkam. Weil ich nicht mehr die Energie hatte, weiter in Vorleistung zu gehen.

Ein paar Tage lang hab ich mich an den Gedanken gewöhnt, mir eine Festanstellung zu suchen. Für mich eigentlich der Worst Case. Aber in dem Moment war es auch ein Ausweg: raus aus dem ständigen Problemkreislauf, rein in ein geregeltes Einkommen. Ganz loslassen konnte ich trotzdem nicht. Ich bin jetzt an dem Punkt, wo ich sage: Wahrscheinlich suche ich mir eine Teilzeitstelle – um mein Grundeinkommen zu sichern – und schaue, ob ich jemanden im Grafikdesign unterstützen kann. Einfach, um den finanziellen Druck rauszunehmen. Konkrete Projekte gibt’s noch nicht, aber ich hab vor, die Augen offen zu halten, nach Stellenausschreibungen zu suchen oder vielleicht jemanden zu finden, der online Unterstützung braucht. Ich will das auch ein bisschen publik machen, die Info streuen, dass ich da bin und mithelfen kann.

Heute hab ich meine Website wieder freigeschaltet. Weil ich gemerkt hab: Ich hab tolle Newsletter-Abonnenten. Ja, sie kaufen nicht. Aber sie sind da. Seit Monaten, seit Jahren. Interessiert an meinem Weg. Und das fühlt sich fast rebellisch an in einer Welt, in der nur Käufer als „wertvoll“ gelten.

Im Urlaub hab ich mich gefragt, wann alles so kippte. Und gemerkt: Es fing mit Instagram an. Plötzlich war ich wieder in dieser lauten Welt voller Wettbewerb. Wo du das Gefühl hast, mithalten zu müssen. Wo du dich vergleichst. Wo es immer noch ein bisschen mehr sein muss. Ich bin wieder reingerutscht – in Strategien, in Vergleiche, in den Versuch, irgendwas viral zu machen. Und jetzt weiß ich: Das tut mir nicht gut.

Da hab ich auch eine neue Erkenntnis gewonnen, die alles verändert hat. Ich hab gemerkt, dass mein Nervensystem eine große Rolle spielt. Es ist total im Schutzmodus, es fühlt sich nicht sicher, will mich beschützen – nicht nur beruflich, sondern auch in Sachen Sichtbarkeit. Das ist wohl auch der Grund, warum ich es immer vermieden hab, richtig sichtbar zu werden. Diese Blockade begleitet mich schon seit Jahren, und erst jetzt seh ich klarer, wie sehr mein Nervensystem da mitmischt. Das war wie ein Aha-Moment.

Das hat mich auch zurück zu Human Design gebracht. Besonders die Umgebung und Perspektive haben mir die Augen geöffnet. Ich weiß ja, dass mir Natur und Tageslicht gut tun – mein Gartenoffice war Anfang des Sommers mein Traum, aber ich hab’s nicht richtig umgesetzt. Schlechtes Wetter, innere Blockaden – ich hab mir’s nicht erlaubt, rauszugehen, obwohl ich spür, wie sehr mich das auflädt. Human Design hat mir quasi schriftlich bestätigt, was ich intuitiv schon gefühlt hab: Natur gibt mir Energie. Das hilft mir, wieder mehr auf mein Bauchgefühl zu vertrauen.

Das mit der Sichtbarkeit hängt auch mit meinem alten Chaos-Experiment zusammen. Damals hab ich in einem geschützten Mitgliederbereich einfach geschrieben, was ich erlebt hab – meine Aha-Momente, Pläne, Niederlagen, Erfolge, alles, was mich bewegt hat. Das war so befreiend! Ich hatte Resonanz, Austausch mit Lesern, und es fühlte sich richtig an. Aber dann bin ich wieder in dieses klassische Modell gerutscht, hab ein Angebot aus Expertensicht gemacht – weil ich dachte, so verdient man Geld. Hat’s aber nicht. Und jetzt merk ich durch Human Design: Meine Stärke liegt im Erzählen meiner Geschichte, nicht im „X Tipps für dein XY“. Das hab ich vor ein paar Monaten schon gespürt, bin aber wieder davon abgekommen, weil ich dachte, ich muss in die Expertenrolle schlüpfen.

Deshalb mach ich jetzt weiter mit meinem Chaos-Experiment, wieder als geschützten Mitgliederbereich. Da kann ich ehrlich meine Gefühlswelt, Niederlagen, alles Persönliche teilen, ohne mich auf Plattformen wie Instagram angreifbar zu machen. So ein geschützter Raum gibt mir Sicherheit, weil die Menschen, die dafür bezahlen, wirklich interessiert sind und mir wohlgesonnen. Instagram wird für mich künftig nur ein Nebenkanal – meine Energie fließt in meinen Blog, und auf Instagram oder vielleicht auch Pinterest teile ich dann nur Inhalte, die vom Blog abgeleitet sind. Nicht umgekehrt. Ich will nicht mehr in diese Falle tappen, wo ich versuch, auf Social Media zu performen oder mitzuhalten. Pinterest zieh ich auch wieder in Betracht, obwohl ich da enttäuscht war, weil ich Aufrufe, aber keine Klicks hatte. Vielleicht probier ich da nochmal was Neues, um die Klicks zu steigern, aber ohne Druck.

Jetzt bin ich gerade dabei, meine Website zu entschlacken. Ich hab so viel gemacht – ein Tiny Book auf Amazon, ein anderes Mitgliederbereich-Angebot, das aus der Expertensicht war und nicht zustande kam, und mein kleines selbstgestaltetes Journal, das es bei der Newsletter-Anmeldung geschenkt gibt. Das Journal behalt ich auf jeden Fall, das passt zu mir. Aber ich geh jetzt alles durch und schau, was wirklich noch zu mir passt und was nicht. Ich will’s einfacher machen, klarer, leichter. Mein Blog bleibt mein Hauptkanal, da fließt meine Energie rein. Die richtig persönlichen Geschichten, die ich nicht mit der ganzen Welt teilen will, kommen ins Chaos-Experiment, in diesen geschützten Raum. So kann ich meine Werte leben – Natürlichkeit, Authentizität, Slow Business – und trotzdem meine Stimme behalten.

Wie es weitergeht? Ich weiß nicht genau, wie der nächste Schritt aussieht. Aber ich weiß, dass ich weiterschreibe. Ehrlich, wie es gerade ist. Dass ich teile, was mich beschäftigt – auch wenn es nicht perfekt ist oder zu einem Angebot führt. Vielleicht wird es leiser. Vielleicht auch klarer. Ich werde arbeiten – in welchem Rahmen auch immer – und trotzdem meine eigene Stimme nicht verlieren. Und wenn du Lust hast, kannst du einfach dabei sein. Mitlesen. Miterleben. Und sehen, wohin das Ganze führt.

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Wenn Worte zurückkommen. Und was sie in mir bewegen.

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Warum weiß ich nicht, was ich will?