5 Branding-Blockaden und wie du sie überwindest – besonders, wenn du feinfühlig bist

Inhaltsverzeichnis:

Du sitzt vor deinem Branding, eigentlich voller Ideen – und trotzdem geht nichts voran.

Statt Klarheit fühlst du dich überfordert, verunsichert oder blockiert.

Kennst du das?

Genau diese Situationen habe ich in vielen Gesprächen mit feinfühligen Selbstständigen gesammelt.

Immer wieder tauchen die gleichen Muster auf: Vergleichen, Perfektionismus, zu viel Input, die Angst, alles neu machen zu müssen.

Es sind keine Design-Fehler, die blockieren – sondern ganz menschliche Themen.

Hier sind fünf typische Blockaden, die ich in meiner Arbeit immer wieder höre – und Wege, wie du sie lösen kannst.

Fall 1: Zu viel Input

Zitat:
„Ich habe schon so viel Input und schaue trotzdem noch auf unterschiedlichen Instagram-Accounts. Ich habe mir jetzt online drei, vier Freebies von Brand Designern angeschaut. Dann kommt von irgendwoher wieder neuer Input – ich stecke dann trotzdem fest. Ich verplempere so viel Zeit auf Pinterest, Canva und Instagram. Und eigentlich mache ich das auch, um mich zu bestätigen: wenn es bei anderen gut aussieht, muss es ja auch bei mir funktionieren. Aber die Fülle an Informationen erschlägt mich.“

Situation:
In der Session erzählt mir meine Kundin, dass sie schon alles gelesen und gesammelt hat – Freebies, Vorlagen, Inspiration auf Pinterest. Sie weiß theoretisch, wie Branding geht, aber je mehr sie konsumiert, desto verwirrter fühlt sie sich. Statt klarer zu werden, hat sie das Gefühl, in einem Strudel zu stecken. Und sie merkt, dass sie mehr Zeit damit verbringt, fremde Ideen anzuschauen, als wirklich etwas Eigenes auszuprobieren.

Meine Antwort:
Das erste Problem ist: Du sammelst von allen Seiten Input – Freebies, Tipps, Vorlagen. Nur hat jeder Designer seinen eigenen Ansatz. Freebies sind oft so gestrickt, dass sie nur ein Teilproblem lösen und am Ende das Gefühl bleibt: eigentlich brauche ich die Expert:innen-Begleitung. Dann holst du dir das nächste Freebie oder schaust auf den nächsten Account – und verlierst immer mehr Zeit, bis alles nur noch im Kopf schwirrt.

Mein Ansatz wäre: erstmal Schluss mit Input. Mach eine Pause. Kein Instagram, kein Pinterest, keine Freebies. Du hast genug gesammelt – mehr bringt dich gerade nicht weiter.

In dieser Pause lässt du auch dein Branding kurz liegen. Denn solange du mit all dem Wirrwarr im Kopf weitermachst, bleibst du blockiert. Nach ein bis zwei Wochen kannst du frisch starten – entweder über Selbstreflexion (Journaling, die Fragen: Wer bin ich? Was will ich? Mit wem will ich arbeiten?), oder – wenn dir das schon klar ist – mit einem klaren Briefing.

Schreib dir auf einer A4-Seite locker runter:

  • Was machst du?

  • Was ist dir wichtig?

  • Wen willst du erreichen?

  • Was soll dein Design ausdrücken?

Dieses kleine Briefing ist deine Referenz. Dann kannst du in meinem Scrapbook-Stil anfangen, Bilder, Farben, Schriften, Illustrationen zu sammeln, die diese Stimmung transportieren. Damit hast du eine Basis, die nicht aus fremden Freebies kommt, sondern aus dir selbst.

Action Steps:

  1. Zwei Wochen lang Pause von Input (kein Instagram, kein Pinterest, keine Freebies).

  2. Branding kurz ruhen lassen, bis du wieder klar denken kannst.

  3. Ein einseitiges Briefing schreiben: Was mache ich? Was ist mir wichtig? Wen will ich erreichen? Welche Stimmung will ich transportieren?

  4. Scrapbook anlegen (oder Moodboard in meiner Methode, siehe [Artikel XY]) – mit Bildern, Farben, Schriften, die zu deinem Briefing passen.

  5. Schritt für Schritt testen, statt wieder ins Vergleichen zu gehen.

Fall 2: Perfektionismus

Zitat:
„Ich bin ein ziemlicher Perfektionist. Ich denke dann: das ist alles nicht rund und so kannst du auch nicht weitermachen. Ich will es gleich von Anfang an ordentlich machen und verliere mich dann in Details – bis ich das Wesentliche aus den Augen verliere. Selbst wenn du mir die beste Anleitung gibst, lande ich doch wieder bei einem Kompromiss, der mir nicht gefällt. Bei anderen passt es immer, nur bei mir nicht. Dann denke ich sofort: ich bin zu unfähig.“

Situation:
Die Kundin beschreibt, dass sie ständig an Kleinigkeiten hängenbleibt – die Schriftgröße, das Logo, die Farbnuance. Sie kann sich nicht vorstellen, mit einem „halbfertigen“ Auftritt sichtbar zu werden. Im Vergleich wirkt bei allen anderen alles perfekt, während sie sich selbst unfähig fühlt. Sie schiebt den Start immer weiter hinaus, weil sie glaubt, erst alles perfekt haben zu müssen.

Meine Antwort:
Die Grundsatzfrage ist: Kann Branding überhaupt jemals „perfekt“ sein? Was meinst du eigentlich, wenn du „perfekt“ sagst? Viele Perfektionist:innen haben diesen Zielzustand gar nicht klar vor Augen – nur das Gefühl: es muss besser werden, es reicht noch nicht.

Wenn du aus diesem Muster rauskommen willst, fang damit an, für dich zu definieren: Wie würde mein perfekter Zustand aussehen? Ab wann ist es „gut genug“?

Danach geht es ums Handwerk. Ein halbfertiger Entwurf kann nie das Gefühl geben, dass „alles passt“. Design funktioniert iterativ: Du beginnst grob, mit Schriften, Farben, Layout, Bildern – vielleicht erstmal Platzhalter. Dann gehst du Schritt für Schritt ins Feintuning: Farben auf Kontrast prüfen, Schrift auf Lesbarkeit, Bildsprache auf Stimmung. So näherst du dich nach und nach einem Ergebnis.

Irgendwann erreichst du den Punkt, den du dir vorher definiert hast: „Das ist es.“ Und dort musst du stoppen. Gerade als Perfektionistin ist es entscheidend, dir ein Ende zu setzen, sonst wirst du immer wieder von Neuem anfangen, immer weiter verfeinern und nie rauskommen.

Auch wenn ich normalerweise sage: Branding darf sich entwickeln, darf wachsen – in diesem Fall gilt: Mach es einmal fertig, setz dir bewusst einen Endpunkt, und dann rührst du es nicht mehr an. Erst dann kannst du dich wirklich auf dein Business konzentrieren.

Action Steps:

  1. Definiere für dich: Wie sieht mein perfektes Ergebnis aus? Was genau möchte ich erreichen?

  2. Erstelle zuerst einen Grobentwurf (Schrift, Farben, Layout, Platzhalterbilder).

  3. Gehe danach ins Feintuning (Kontrast, Lesbarkeit, Bildsprache, Details).

  4. Arbeite iterativ: mehrere Durchgänge, statt alles gleich perfekt haben zu wollen.

  5. Lege den definierten Endpunkt fest – und halte dich daran. Danach nicht mehr verändern.

Fall 3: „Mach doch einfach irgendwas“ vs. Realität

Zitat:
„Ich erinnere mich an eine Anleitung: Fang einfach irgendwie an, Hauptsache du wirst sichtbar. Nimm einen Schriftzug und fertig. Das fand ich erstmal erleichternd. Aber dann meldet sich der Perfektionist: ‚Nein, so einfach ist es nicht – es geht ja um meine Botschaft.‘ In Kursen heißt es: ‚Verlier dich nicht im Detail, es gibt Wichtigeres.‘ Gleichzeitig bekomme ich Feedback: ‚Dein Feed sieht noch nicht schön aus.‘ Also doch wichtig?“

Situation:
Die Kundin steht zwischen widersprüchlichen Botschaften: Einerseits hört sie von Kursleitern und Programmen „mach’s einfach, verlier dich nicht in Details“. Andererseits bekommt sie sofort Feedback, dass ihr Auftritt „noch nicht schön genug“ sei. Dazu kommt ihr eigener Anspruch, dass das Design auch ihre Botschaft transportieren soll. Sie hat zwar schon Minimal-Varianten ausprobiert (einfach Schriften und Farben gewählt), aber es fühlte sich nie passend an. Das Ergebnis: Endlosschleifen aus anfangen, verwerfen und neu probieren.

Meine Antwort:
Hier prallen verschiedene Prioritäten aufeinander: schnell starten vs. stimmiges Design. Beides ist legitim, aber du musst für dich entscheiden, welche Priorität gerade zählt. In deinem Fall höre ich klar raus: Dir ist wichtig, dass du loslegen kannst. Also respektiere ich diese Priorität. Das heißt nicht, dass dein Branding egal ist – aber es muss nicht perfekt sein, um dich zu unterstützen.

Mein Ansatz wäre: Starte mit einer ganz einfachen Version, die trotzdem ein Gefühl transportiert. Frag dich: Welche Energie will ich gerade ausdrücken? Welche Farbe fühlt sich für mich danach an? Welche Schrift passt dazu? Geh dabei nach deinem Empfinden, nicht nach Designregeln.

Wenn du dieses Gespür nicht hast oder dir die Auswahl schwerfällt, hol dir unkomplizierte Unterstützung – zum Beispiel in einer Klarheits-Session. Gemeinsam lässt sich schnell brainstormen, welche Farben, Schriften oder Mood-Elemente deine Botschaft auf einer Basis-Ebene stützen. Wichtig: Eine Minimal-Variante darf schlicht sein, aber sie sollte trotzdem ein kleines bisschen „du“ enthalten.

So vermeidest du, dich in Perfektion zu verlieren, und hast gleichzeitig das Gefühl, dass dein Auftritt zu dir passt – ohne endlose Schleifen.

Action Steps:

  1. Definiere deine Priorität: Willst du jetzt starten oder feilen?

  2. Überlege: Welche Energie/Botschaft will ich im Moment zeigen?

  3. Wähle eine 1–2 Farben und eine Schrift, die dieses Gefühl transportieren.

  4. Erstelle eine Minimal-Variante (z. B. ein einfaches Logo/Schriftzug + reduzierte Farbpalette).

  5. Nutze diese Version als Startpunkt – mit der Option, sie später auszubauen.

Fall 4: Weiterentwicklung – aber nichts passt mehr

Zitat:
„Ich habe mich weiterentwickelt, aber mein Auftritt passt nicht mehr. Wenn ich daran denke, alles neu zu machen, ist das wie eine Mount-Everest-Besteigung. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Gleichzeitig weiß ich: so wie es jetzt ist, stimmt es auch nicht. Aber wenn ich etwas ändere, bricht das ganze Konstrukt auseinander. Dann ist da dieser Druck: ich müsste es endlich klar haben – und das lähmt mich total.“

Situation:
Im Gespräch wird klar: Innerlich ist sie längst weiter, äußerlich hängt sie noch in einer alten Version fest. Farben, Schriften, Bilder – nichts fühlt sich mehr stimmig an. Allein die Vorstellung, alles neu zu machen, saugt sofort die Energie weg. Gleichzeitig ist da die Angst, dass ein kompletter Bruch in der Außenwirkung ihr schaden könnte. Also bleibt sie im Alten stecken – obwohl sie spürt, dass es nicht mehr trägt.

Meine Antwort:
Das ist ein Punkt, an dem viele Selbstständige landen. Der erste Schritt ist: sortieren, was wirklich nicht mehr passt. Muss wirklich alles neu – oder sind es vielleicht nur einzelne Teile?

  • Wenn fast gar nichts mehr passt, dann hilft nur ein kleiner Neuanfang. Aber der muss nicht riesig sein. Du kannst eine Minimalvariante wählen – ein sehr reduziertes Branding, das dir erstmal Luft verschafft. So musst du nicht alles sofort neu durchplanen, sondern kannst Stück für Stück wieder wachsen.

  • Wenn es nur Teile sind, reicht ein Refresh. Das bedeutet: kleine Änderungen an den Stellen, die dir nicht mehr stimmig erscheinen. Vielleicht nur die Farben etwas anpassen, die Schriften modernisieren oder die Bildsprache verändern. Oft reichen schon wenige Stellschrauben, damit der Auftritt wieder zu dir passt.

Wichtig ist: Fang nicht sofort mit Tools und Design-Entwürfen an. Starte damit, für dich klarzukriegen: Was hat sich in mir verändert? Was will ich heute ausdrücken? Wenn du das weißt, ist die Entscheidung viel leichter – ob ein kleiner Refresh reicht oder ob du mit einer Minimalvariante nochmal von vorn anfängst.

Action Steps:

  1. Mach ein kleines Check-in: Was passt noch, was passt gar nicht mehr?

  2. Entscheide ehrlich: Minimalvariante (fast alles neu) oder Refresh (nur Teile anpassen).

  3. Wähle den ersten Baustein – z. B. nur Farben oder nur Schriften – und fang dort an.

  4. Mach kleine Schritte, statt alles gleichzeitig zu ändern.

  5. Erlaube dir, dass dein Branding mit dir wachsen darf – es muss nicht sofort „fertig“ sein.

Fall 5: Zuviel vergleichen

Zitat:
„Ich habe schon so viele Beispiele angeschaut und tue mich extrem schwer. Bei anderen wirkt alles so stimmig. Ich glaube, dass ich zuerst bei anderen schaue, hat viel mit Selbstbestätigung zu tun: wenn es bei ihnen performt, wird es bei mir auch laufen. Aber am Ende verliere ich mich in Vergleichen und weiß überhaupt nicht mehr, was eigentlich zu mir passt.“

Situation:
Die Kundin erzählt, dass sie ständig andere Auftritte anschaut. Manche wirken so rund und charismatisch, dass sie sich sofort denkt: Genau das will ich auch. Aber dieser Wunsch ist eine Falle. Denn diese Stimmigkeit funktioniert nur, weil sie perfekt zur jeweiligen Person passt – zu ihrer Persönlichkeit, ihrer Energie, ihren Werten, Erfahrungen und Stärken. Kopieren lässt sich das nicht.

Statt Klarheit zu gewinnen, entsteht ein Teufelskreis: vergleichen, übernehmen, unwohl fühlen, wieder neu anfangen. Und was das Ganze noch verstärkt: von außen weiß man nie, ob diese „perfekten“ Auftritte tatsächlich erfolgreich sind – oder nur so aussehen.

Meine Antwort:
Der einzige Weg raus: Hör auf, bei anderen zu suchen, was du in dir selbst finden musst. Wenn du fremde Auftritte kopierst, verlierst du deine eigene Ausstrahlung. Menschen spüren, wenn etwas nicht stimmig ist. Fang bei dir selbst an – bei dem, was dir wichtig ist, wie du wirken möchtest und was dich im Kern ausmacht.

Wenn du merkst, dass dir der Blick auf dich selbst schwerfällt (was normal ist, weil man sich selbst kaum neutral sehen kann), hol dir Unterstützung. Gemeinsam lässt sich viel klarer herausarbeiten, was dich ausmacht – und wie man das sichtbar macht.

Action Steps:

  1. Pausiere bewusst das Vergleichen – setz dir z. B. zwei Wochen „kein Instagram/Pinterest als Inspiration“.

  2. Schreibe auf: Was macht mich aus? (Stärken, Werte, Energie, Persönlichkeit, Arbeitsweise).

  3. Sammle Designideen, die zu diesen Antworten passen – nicht zu dem, was du bei anderen gesehen hast.

  4. Wenn nötig: Hol dir neutrale Unterstützung, um deine eigene Wirkung klarer zu erkennen.

Fazit: Was all diese Blockaden gemeinsam haben

Ob Input, Perfektionismus, Vergleichen oder die Angst vor Neubeginn – am Ende geht es immer um das Gleiche: den Kontakt zu dir selbst.

Je mehr du nach außen suchst, desto schwerer wird es.
Klarheit entsteht, wenn du bei dir anfängst: Was ist mir wichtig? Wie will ich wirken? Was fühlt sich stimmig an?

Genau diese Fragen klären wir in meinen Klarheits-Sessions. Denn dein Branding darf kein Käfig sein, der dich blockiert – sondern ein Ausdruck, der dich unterstützt.

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